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Der Meister und seine Frau

Kommende Woche halte ich einen Impulsvortrag auf dem Event "Zukunft Handwerk" auf der Internationalen Handwerksmesse. Ich führe damit ein Panel mit Fachleuten aus dem Handwerk, die über Chancengleichheit im Handwerk diskutieren, ein.


Während meiner Vorbereitungen bin ich in die Geschichte des Handwerks und die Rolle der Frauen darin eingetaucht.


Und das liest sich überraschenderweise wie ein Krimi.


Das Wichtigste vorab: Frauen waren seit jeher in Handwerk, Handel und Gewerbe tätig. Zeitweise wesentlich mehr, als das heute der Fall ist.


Mittelalterliche Gewerbeübersichten der Stadt Frankfurt am Main zeigen beispielsweise, dass fast genau so viele Frauen wie Männer berufstätig waren und Steuern entrichteten. Die meisten davon waren Handwerkerinnen. Sie waren in der Stadt des Mittelalters keine Ausnahmen, sondern die Regel.


Aber warum weiß das heute kaum jemand mehr?


Offenbar weil die Frauen nicht im Handwerk blieben. Die Gründe hierfür liegen in der allmählichen Verschlechterung der allgemeinen Lebensverhältnisse im Laufe des 16. Jahrhunderts. Die Zunahme der Bevölkerung bei stagnierender Nahrungsmittelproduktion sowie eine neue Konkurrenz in Form von Manufakturen, für die keinerlei Arbeitsbeschränkungen mehr galten, trafen das Handwerk hart.


Die ersten Opfer dieser Entwicklung waren die Frauen. Sie wurden ab Mitte des 16. Jahrhunderts systematisch von ihren männlichen Kollegen aus den Zünften und damit aus dem Handwerk gedrängt. Überliefert sind Zulassungs- und Beschäftigungseinschränkungen verschiedener Art bis hin zu Berufsverboten.


Deshalb tauchen in den Schrift- und Bildquellen des Handwerks seitdem auch kaum noch Frauen auf – oder wenn doch, dann lediglich noch als Hilfskräfte oder Kundinnen der durchweg männlichen Handwerker.


Dabei - und jetzt wird’s gruselig - schreckte man auch nicht davor zurück, Bilder zu manipulieren: Zeigte etwa ein Bild ursprünglich den Meister und die Meisterin gleichberechtigt nebeneinander, so wurde daraus "der Meister und seine Frau" gemacht.


Aus der französischen "Bürstenbinderin" wurde im Deutschen die "Frau des Bürstenbinders", dasselbe passierte mit der "Goldwägerin", der "Goldschmiedin", der "Brauerin" und der "Geldwechslerin". Meine 24-jährige Werkstudentin Michelle leitete mir diese Quelle weiter und nannte es "verstörend". Ich stimme ihr zu.


Zeitsprung zum Ende des zweiten Weltkriegs. Frauen arbeiteten überall dort, wo früher die Männer gearbeitet hatten: Als Lehrerinnen, Trambahnfahrerinnen, als Maurerinnen, Dachdeckerinnen, Glaserinnen, Schreinerinnen.


Und dann kamen die Männer zurück und wollten wieder ein liebes, anschmiegsames Weibchen haben. Und ihren alten Job. Zumindest das mit dem Job gelang ihnen sehr schnell sehr gut. Plötzlich erklärten ärztliche Gutachten, dass die zarten Frauen den Anforderungen im schweren Männerberuf nicht gewachsen seien - all die Jahre zuvor waren sie es durchaus gewesen.


In den Kirchen wurde gepredigt, die Frauen sollten doch Platz machen für die armen Männer und wieder an den Herd zurückkehren. Lehrerinnen, aber auch alle anderen Beamtinnen, die heirateten, wurden gezwungen, ihren Beruf aufzugeben.


Was das alles mit Unternehmertum zu tun hat? Sehr viel.


Lasst uns das Gründen nicht nur den schnellen Jungs und - wie wir in Bayern gerne sagen - Gschaftlhubern überlassen. Die Geschichte zeigt, dass wir Frauen durchaus in der Lage sind, in vermeintlichen (!) Männerdomänen zu reüssieren. Time is up!


Gute Ideen für Neues Unternehmertum

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